Bielefeld
1903 -
Herdecke
1978
Wolfgang Tümpel absolviert zunächst eine Lehre in der Bielefelder Werkstatt des Goldschmieds August Schlüter und nimmt 1921-22 begleitend am Unterricht an der Kunstgewerbeschule in Bielefeld teil. Im Anschluss daran geht Wolfgang Tümpel ans Bauhaus in Weimar, er besucht den Unterricht bei Johannes Itten, Paul Klee und Naum Slutzky. 1924 wird er in die Metallwerkstatt aufgenommen und lernt bei Christian Dell und László Moholy-Nagy, daneben ist er Mitarbeiter der Bühnenwerkstatt von Oskar Schlemmer.
Nach der Schließung des Bauhauses in Weimar wechselt Wolfgang Tümpel ebenso wie Wilhelm Wagenfeld und andere nicht mit nach Dessau. Er folgt seinem Lehrer und Freund Gerhard Marcks nach Halle/Saale und setzt seine Ausbildung als Silberschmied an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein fort. 1926 legt Wolfgang Tümpel dort seine Gesellenprüfung ab. Im folgenden Jahr wird er Mitglied der Gesellschaft für Goldschmiedekunst.
Ebenfalls im Jahr 1927 gründet er in Halle seine erste eigene Werkstatt, die "Werkstatt für Gefäße, Schmuck, Beleuchtung". 1929 siedelt er mit seiner Werkstatt nach Köln über. 1933 kehrt er in seine Heimatstadt Bielefeld zurück. Erst 1939 legt Wolfgang Tümpel, der mit seinen Arbeiten bereits arriviert und mehrfach preisgekrönt ist, seine Meisterprüfung ab.
1951 zieht Wolfgang Tümpel nach Hamburg, er eröffnet wieder in Hamburg-Ahrensberg eine Werkstatt und lehrt 1951-68 als Leiter der Metallklasse an der Landeskunstschule/Hochschule der Bildenden Künste Hamburg.
Wolfgang Tümpel ist Gold- und Silberschmied, aber auch einer der frühen Formgestalter für die industrielle Fertigung. In seinem umfangreichen Werk ist niemals Stillstand festzustellen, stets suchte Wolfgang Tümpel nach neuen Gestaltungsansätzen für die "gültige Form". Silberne Gebrauchsgegenstände wie Tee- und Mokkaservice aus den 1920er und 1960er Jahren, Kandelaber, Altargerät und Schmuck stehen gleichbedeutend neben Serienprodukten für die Industrie.
Wolfgang Tümpels elegante und funktionelle Designentwürfe verbinden die formale Sprache des Bauhauses mit den Prinzipien der Standardisierung von Burg Giebichenstein. Die Jahre am Bauhaus hatten trotz aller Bemühungen noch keine wirklich fruchtbaren Kontakte zu Industrie gebracht. Diese knüpft Tümpel erst in Halle und führt sie in seiner Werkstatt erfolgreich weiter.
Mit der Devise "modern, aber nicht modisch" legt sich Wolfgang Tümpel auf keinen Stil fest, sondern fertigt funktionelle, oftmals auf volumetrischen Formen beruhende Entwürfe, die sich industriell fertigen lassen. Als Beispiele seien die zylindrische Lampe für Goldschmidt & Schwabe oder der vernickelte Teekocher aus Messing genannt (beide 1927).
Ab 1929 entwirft Wolfgang Tümpel Metallgegenstände für die WMF (Württembergische Metallwaren Fabrik) und Silbergerät für Bruckmann & Söhne. Die Schreibtischleuchte Nr. 03086 aus dem Jahr 1931 für die Firma Bünte & Remmler ist eine der frühesten seriell produzierten Leuchten mit einer röhrenförmigen Glühbirne (Soffitte) als Leuchtmittel. Berühmt ist auch die in Millionenauflage produzierte Kaffeedose aus Messing und Kunststoff von 1962 für die Firma Tchibo.
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